Der Oberförster

Der Oberförster

Hebell-Klein-09Titel:
Der Oberförster
Maße:
67 cm  x 48 cm
Ort / Datum :
Berlin 2012

Material Bild / Rahmen:

Öl und Kreide auf Fotokarton -auf Leinwand mit Holzrahmen  gezogen

Beschreibung:

Der Oberförster schritt durch den Wald, um sich die neuen Schäden zu anzusehen. Ein Orkan, wie er in den letzten Jahren häufiger auftrat, hatte gewütet und die Heerscharen des Prozessionsspinners, der vorher schon die Hälfte des Bestandes abgefressen hatte, weit herum in der Gegend verteilt, sodass es für den Schädling jetzt noch einfacher sein würde, sich auszubreiten. Der Oberförster hatte keinen Zweifel daran, dass der Wald nach diesen Plagen mehr als die Hälfte seines Werts verloren haben musste.

Er dachte tief nach und überlegte, ob er beim nächsten Mal vielleicht nicht grün wählen sollte. ” Ein Planet wird geplündert”, dieses Buch kannte er gut. Er hatte  zwar vergessen, was genau darin stand, stimmte aber im Prinzip damit überein. Der Wald sprach zu ihm wie ein Freund und er antwortete mit nicht geringerem Verständnis.

Der Wald war grün, dass Laub war grün, die Pflanzen waren grün, der Boden war grün. Daran bestand nicht der mindeste Zweifel. Was lag näher, als deshalb einmal grün zu wählen und nicht mehr die Einheitspartei, der er fast fünfzig Jahre blindlings gefolgt war, ohne sich groß damit aufzuhalten, wie weit er mit dieser Bequemlichkeit von einem progressiven Demokratieverständnis entfernt war. Vielleicht hatte er Angst, dass die Gegenpartei ihm seine Jagdhütte wegnehmen würde. Bei denen wusste man ja nie.

Andererseits war ja sein Hund nicht grün, sein Drilling nicht, sein Hut nicht, das Hemd nicht, die Vögel nicht, mit Ausnahme vielleicht des Grünspechts und so geriet er wieder in Zweifel.

In tiefem Sinnen schritt er darin. Zu spät bemerkte er deshalb, dass die Helikopter mit dem Schädlingsvernichtungsmittel  gegen den Eichenprozessionsspinner bereits seit einiger Zeit über ihm kreisten und ihre giftige Fracht in dichten Wolken entluden. Der Oberförster erwachte erst wieder, nachdem er zwei Tage im Koma gelegen hatte. Als er halbwegs wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, beschloss er doch lieber wie immer die Einheitspartei zu wählen. Man hatte ja an Ort und Stelle gerade den Beweis dafür gehabt, mit welchen Risiken das unberechenbare Schicksal über einen herfallen konnte.

 

Preis auf Anfrage.  Telefon 030-3233426 (Berlin)

Email : claus.hebell@gmx.de

 

 

 

 

 

 

 

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