All the Wall – Mauerbilder: „Die langen Hälse“ (Nr.2)

All the Wall – Mauerbilder: „Die langen Hälse“ (Nr.2)

Break In The Wall

Hebell-5

Titel:
All  the Wall – Mauerbilder: „Die langen Hälse“ (Nr.2)

Maße:
200 x 130
Künstler / Ort / Datum :
C. Hebell, Berlin 1987
Material Bild / Rahmen:
Spray, Öl auf Pappmache

Beschreibung:

Im Hintergrund ist das Brandenburger Tor zu erkennen, als es noch von einer Mauer umschlossen war.  Die gestreckten Hälse möchten wohl so schnell wie möglich durch das Tor hindurch, was alle immer wollten (Ausstellungsmaterial). Sie strecken sich so sehr, dass man Angst haben kann, dass sie von an einem bestimmten Zeitpunkt an zerreißen und die Köpfe die Reise allein antreten.

Je höher die Mauer, desto länger die Hälse. Das war die politische Zwangsläufigkeit  der Situation. Wer in der Friedrichstraße ausstieg, fand rechts außen einen Buchladen, der voll von Autoren war, von denen man noch nie etwas gehört hatte.  Die Straße, die vom Bahnhof wegführte, wies einen beschädigten, uralten Asphaltbelag auf. Im Deutschen Dom lagerten Briketts. Von der Kuppeldecke hing an einem Draht eine nackte Glühbirne bis fast auf den Boden. Sie hatte einen langen Hals. An der Vorderseite des Bahnhofgebäudes gab es den  Palast der langen Hälse.

Als der Maler im Zuge durch die DDR fuhr, erblickte er  plötzlich ein Stationsschild mit dem Namen „Altenburg“. Hier hatte der Zug sogar kurz gehalten, was nicht zum Programm einer solchen Durchfahrt gehörte. Da fiel dem Maler der Titel eines Buches des von ihm   geschätzten  Malraux ein: „Les Noyers de L´Altenbourg“. Entschlossen machte  er ein Foto, um sich an die überraschende Koinzidenz, die vermutlich nicht stimmte, später zu erinnern.  Nach wenigen Minuten erschien ein Uninformierter im Abteil und stellte  sich vor ihm auf.  Der Hals des Mannes reichte fast bis zur Decke. Mit kollegialer Besserwisserei äugte er zu dem Maler herunter, der auf seiner Bank zusehends in sich zusammen sank. Der Polizist hatte einen Hund dabei, der mit einem Maulkorb versehen war. Dieser Hund hatte ebenfalls einen langen Hals und sah wenig vertrauenserweckend aus. Vielleicht betrieb deutsche kratsche Repriek (Honnecker) hier irgendwo eine ganz spezielle Hundezucht.  „Was haben Sie da  fotografiert?“ „Gar nichts“, sagte der Maler“. „Geben Sie  den Fotoapparat heraus!  Beschlagnahmt“.

Der Maler  bemühte sich nun seinerseits, seinen Hals so weit wie möglich in die Höhe zu strecken, um dem Polizisten Eindruck zu machen, kam aber er damit nicht sonderlich weit. Sekundenlang überlegte er, ob er dem Beamten den tatsächlichen Zusammenhang erklären sollte, Malraux und  den Namen der kleinen Stadt, durch die sie fuhren, „ Altenburg“. Verlorene Liebesmüh. Unvermittelt kamen ihm die Bilder von George Grosz in den Sinn, auf denen sich Vollzugpersonen zeigten, in deren Hirnen keine denkende Substanz vorkam, sondern Fäkalien, die gewisse Dämpfe ausströmten.

Im Hintergrund ist das Brandenburger Tor zu erkennen, als es noch von einer Mauer umschlossen war.  Die gestreckten Hälse möchten wohl so schnell wie möglich durch das Tor hindurch, was alle immer wollten (Ausstellungsmaterial). Sie strecken sich so sehr, dass man Angst haben kann, dass sie von an einem bestimmten Zeitpunkt an zerreißen und die Köpfe die Reise allein antreten.

Je höher die Mauer, desto länger die Hälse. Das war die politische Zwangsläufigkeit  der Situation. Wer in der Friedrichstraße ausstieg, fand rechts außen einen Buchladen, der voll von Autoren war, von denen man noch nie etwas gehört hatte.  Die Straße, die vom Bahnhof wegführte, wies einen beschädigten, uralten Asphaltbelag auf. Im Deutschen Dom lagerten Briketts. Von der Kuppeldecke hing an einem Draht eine nackte Glühbirne bis fast auf den Boden. Sie hatte einen langen Hals. An der Vorderseite des Bahnhofgebäudes gab es den  Palast der langen Hälse.

Als der Maler im Zuge durch die DDR fuhr, erblickte er  plötzlich ein Stationsschild mit dem Namen „Altenburg“. Hier hatte der Zug sogar kurz gehalten, was nicht zum Programm einer solchen Durchfahrt gehörte. Da fiel dem Maler der Titel eines Buches des von ihm   geschätzten  Malraux ein: „Les Noyers de L´Altenbourg“. Entschlossen machte  er ein Foto, um sich an die überraschende Koinzidenz, die vermutlich nicht stimmte, später zu erinnern.  Nach wenigen Minuten erschien ein Uninformierter im Abteil und stellte  sich vor ihm auf.  Der Hals des Mannes reichte fast bis zur Decke. Mit kollegialer Besserwisserei äugte er zu dem Maler herunter, der auf seiner Bank zusehends in sich zusammen sank. Der Polizist hatte einen Hund dabei, der mit einem Maulkorb versehen war. Dieser Hund hatte ebenfalls einen langen Hals und sah wenig vertrauenserweckend aus. Vielleicht betrieb deutsche kratsche Repriek (Honnecker) hier irgendwo eine ganz spezielle Hundezucht.  „Was haben Sie da  fotografiert?“ „Gar nichts“, sagte der Maler“. „Geben Sie  den Fotoapparat heraus!  Beschlagnahmt“.

Der Maler  bemühte sich nun seinerseits, seinen Hals so weit wie möglich in die Höhe zu strecken, um dem Polizisten Eindruck zu machen, kam aber er damit nicht sonderlich weit. Sekundenlang überlegte er, ob er dem Beamten den tatsächlichen Zusammenhang erklären sollte, Malraux und  den Namen der kleinen Stadt, durch die sie fuhren, „ Altenburg“. Verlorene Liebesmüh. Unvermittelt kamen ihm die Bilder von George Grosz in den Sinn, auf denen sich Vollzugpersonen zeigten, in deren Hirnen keine denkende Substanz vorkam, sondern Fäkalien, die gewisse Dämpfe ausströmten.

Verschollen.

 

ch