Die Werke von Claus Hebell

Gorbi

Titel:GorbiMaße:99 x 130Künstler / Ort / Datum :C. Hebell, Berlin 2009Material Bild / Rahmen:Spray, Öl auf LeinwandBeschreibung:Wer zu spät  kommt..., den bestraft Herr P.Welch seltensame Variationen sich an den berühmten Satz unseres politisch-europäischen Ahnherren anknüpfen lassen.Mit der Wiedergabe Gorbis versucht der Maler sich ein bisschen in welthistorischer Archäologie, sofern  soetwas ...

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Hebell-11

Moderne, Post-Moderne, Ex-Post-Moderne

Der Maler Claus Hebell verfügt über ein  stilistisches und motivisches Repertoire, das sich teils am anything goes der Ex-post-Moderne  orientiert, teils an der Unverbildbarkeit  und Unverwüstlichkeit der eigenen Wegmarken.

Die stilistischen Ansätze des Malers reichen von der politischen Archäologie des Cool Krieges mit Porträts historisch gewachsener Politiker über die Kritik am goldenen Zeitalter möglichen Overkills  (Bikini), der Gespenstersonate bis hin zur Vergänglichkeit von und Eros und Desire in der Repräsentation solcher Etablissements wie der längst verblichenen  Peepshow, dem Lauern bewaffneter Hitmen  und Anflügen des Pop mit der unvergleichlichen Obesity sowie der Abstraktion auf großen krummen Wogen.

Jedes neue Bildformat sucht eine Dimension zu öffnen, in der sich ein begrenztes Narrativ entfaltet. Dieses Narrativ ist nicht determiniert, sondern versteht sich als Element eines Panoptikums, in dem von der psychedelischen Abschweifung bis hin zur offenen politischen Pseudokritik alles möglich erscheint.

Der auktoriale Zuschauer muss sich vom nicht-auktorialen Bildbetrachter nicht notwendig unterscheiden:
Das Bild mit dem Titel Bikini special  wird ersterem in Erinnerung rufen, dass der Maler eine stark  abgekürzte Archäologie der Entstehung des gleichnamigen Zweiteilers in der Form der weiblichen Badebekleidung versucht. Letzterer wird vielleicht vermuten, dass Frauen im Bikini oder in  ähnlichen Bekleidungsformen aufpassen müssen, dass sie nicht von Hunden  in den Po  gebissen werden, wenn im Hintergrund ein Atompilz aufsteigt. Eine solche Interpretation wäre in ihrer wohlmeinenden Kapriole dem Phänomen nicht weniger angemessen als die Benennung einer  Bademode nach einer politisch motivierten Drohgebärde plus Umweltkatastrophe mit vorheriger Aussiedlung der einheimischen Bevölkerung.

Oder das Bild Deng Xiaopings. Man kann über ihn denken wie man will: Er ist der Zünder des chinesischen Wirtschaftswunders, steht also am Ursprung des Globalgebildes Chimerika, dessen Kuriosität den ökonomischen Unterstrom gegenwärtiger Wirtschaftsmirakel definiert. Insofern ist er interessant und relevant, sein Schmunzeln gilt der Zukunft.

Claus Hebell setzt diese Frühgeschichte politischer Köpfe mit Untertönen fort, die bis zur leisen Karikatur reichen können. Hier könnte  das Portrait von Kohl gemeint sein.

In diesem Sinne hätte der Betrachter ein archäologisches Panoptikum des anything goes vor Augen.