Titel:
All in One
Maße:
47 cm x 65 cm
Ort / Datum :
Berlin 2011
Material Bild / Rahmen:
Öl auf Fotokarton, auf Holzrahmen mit Leinwand gezogen
Beschreibung:
Als der Bankangestellte Heinz Bandrupke eines Morgens erwachte, stellte er fest, dass aus dem, was von seinem Körper übrig war, zwei seltsame Tiere herauswuchsen, die wie Fische aussahen, jedoch keine solchen waren.
Tatsächlich war von Bandrupkes Körper von etwa der Mitte der Brust ab nichts mehr vorhanden. Wohin das Übrige verschwunden war, blieb ein Rätsel. Allerdings waren seine Arme und Hände noch da, sodass er, als er aus dem Bett zu kommen suchte, sich auf ihnen wie in einer Art Handstand gehend bewegen konnte.
Wenig beunruhigt erinnerte sich Bandrupke seines Napoleonhutes, den er als Jugendlicher oft beim Karnevall getragen hatte, setzte ihn auf und begann ohne Verzug, Entschlüsse über seinen neu entstehenden Lebensabschnitt zu fassen.
Nach kurzem Nachdenken gelangte er zu der Überzeugung, dass er in seiner Ausstattung als Zirkusartist ein durchaus adäquates Leben führen konnte, zumal die dort gezahlten Honorare angesichts der wieder erwachten Unterhaltunglust der Bevölkerung kaum etwas zu wünschen übrig ließen.
Tatsächlich war er auf Grund seiner Veränderungen sogar zu einer ungewöhnlichen Persönlichkeit gelangt, was die beiden Tiere, die sich zahm verhielten, im Grundsatz bestätigten. Schmerzen hatte er nicht.
Nachdem er etliche Bewegungsübungen durchgeführt hatte, stellte er fest, dass er sogar anders als früher in seiner behäbigen Lebensführung zu einer außerordentlichen Geschicklichkeit im Umherschwenken seines Körpers fähig war, der die beiden Tiere auf seltsam elegante Weise immer folgten.
Als Bandrupke sich bei mehreren bekannten Impressarios vorgestellt hatte, hatte er die Wahl, sich den berühmtesten Zirkus als Betätigungsfeld seiner Zukunft auszusuchen, so erpicht war man angesichts des Unikums, das er darstellte, auf seine Mitwirkung.
Schon nach wenigen Wochen beim weltberühmten Zirkus Pupilikak ergaben sich für Bandrupke, der sich den Künstlernamen „All in One“ zugelegt hatte, vollkommen unerahnte Aussichten. Seine erste Nummer bestand darin, sich in der Höhe direkt unter dem Zirkusdach an einem Drahtseil ohne Sicherung entlangzuhangeln, während die beiden mit ihm verwachsenen Tiere Pralinen in das Publikum hinunterspuckten, das sich vor Bewunderung kaum zu lassen wusste.
Besonders die Damen des Zirkus rissen sich darum, in der neuen Nummer mitzuspielen, denn hier erfuhren sie die Aufmerksamkeit, die ihrer Artistik sonst kaum noch zuteil wurde. All in One war bald die Sensation des Zirkus, der ohne ihnen nicht mehr leben konnte, zumal das Belustigungsbedürfnis der Massen schon wieder nachließ. Alsbald überwarf sich die Frau des Zirkusbosses mit ihrem Mann, da sie ihm eines Tages vorschlug All in One zum Chef des Unternehmens zu machen. Geschehe dies nicht, werde der Zirkus in absehbarer Zeit Konkurs anmelden müssen.
Seine überraschende Beförderung zum Direktor des weltberühmten Pupilkak machte All in One sofort berühmt. Außerdem beflügelte sie seine Fantasie, sodass er sich in schneller Folge immer neue Nummern ausdachte. Eine bestand darin, den Diktator zu spielen, der die Artisten sämtlicher anderer Nummern vom Zirkusdach aus herumkommandierte, und sie unnatürliche Kunststücke machen zu lassen. Eine dieser Nummern nannte er: „Welt-Circus-Diktator“.
Eine weitere Nummer trug dem Titel „Welt-Bank-Circus-Direktor“. Hier spielte All in One einen großen Mann der Bankenwelt, der gewaltige Mengen Toilettepapier in sich hineinschlang, um sie anschließend aus seinen Poobacken als Dollarscheine wieder herausflutschen zu lassen. Nach weiteren Erfolgen entließ All in One den früheren Zirkusdirektor, da er sich an solchen Kunststücken nicht beteiligen mochte. Nachdem All in One das Publikum wieder und wieder begeistert hatte, wuchs sein Bekanntheitsgrad auch in den Medien, sodass sie seine Wichtigkeit bestätigten.
Eines Tages erklärte die Frau des Zirkusdirektors, die sich hatte scheiden lassen, um All in One zu heiraten, sie wisse ganz genau, wozu er eigentlich bestimmt sei: nämlich für die Politik! Dort könne er der ganzen Welt mal zeigen, wo es langging! Mit dieser riesigen Begabung! Es genüge eigentlich, die Nummern „Weltbankzirkusdirektor“ oder „Welt-Circus-Diktator“ ein bisschen umzufunktionieren und bald schon habe er den Wähler massenhaft auf seiner Seite.
Gesagt getan: Auf unserem Tableau sehen wir zwar All in One zwar noch nicht auf dem Höhepunkt seiner völlig legitimem Macht. Er probt hier erst einmal das Lächeln für den Wahlkampf, mit dem er die Massen begeistern will, wie er es im Zircus Pupilikak so oft erfolgreich getan hat.
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