Titel:
Deng
Maße:
99 cm x 130 cm
Künstler / Ort / Datum :
C. Hebell, Berlin 2010
Material Bild / Rahmen:
Öl auf Leinwand
Beschreibung:
Mancher stellt sich die Frage: Ist China nun ein Moloch, der uns aus dem Pekinger Smog angrinst, oder doch auch der weise lächelnde Buddha, der sein Tao gelernt hat,und auch praktiziert ?
Auf alle Fälle ist China mit Deng im schönen Westen angekomm. Die Maler der chinesischen Modernität erreichen Millionensummen auf Kunstauktionen. Man kann ihnen die gefragte schön-groteske neue “ Wildheit“ definitiv nicht absprechen.
Selbst russische Oligarchen scheinen sich für den chinesischen Kunstmarkt in zunehmendem Ausmaß zu interessieren.
Deng, den man als einen der Initiatoren der chinesischen Werkbank der Welt und des chinesischen Wirtschaftswunders charakterisiert hat, steht wohl zwischen der Wüstheit der Kulturrevolution und der Maxime: „Bereichert euch nach Strich und Faden,ihr lieben Chinesen“. Für viele, die über China nachdenken, ist Deng einer der „neuen Kaiser“, die genaugenommen ohne Kleider durch die Weltgeschichte geistern. So steht er auch als Frühentwickler des Massakers auf dem Platz von Tieanamen nicht garade hoch im Kurs politischer Moralität.
Dengs Phyisognomie widerspiegelt konsumgewohnte Schläue und Deutlichkeit, gepaart mit leicht humorigem Zynismus, Nonchalance und frustrierter Erschrockenheit über sein verwegenes Tempo.
Ältere, die an dem Bild vielleicht interessiert sind, könnten sich an die Chinaberichte des Ostexperten Klaus Mehnert der fünfziger und sechziger Jahre erinnern. Damals war China noch unter Mao in seiner Entwicklung und Richtung ein völliges Welträtsel.
Als dort einmal Milliarden von Spatzen hingerichtet wurden, weil sie angeblich den Chinesen das Korn wegfraßen, fragte sich die westliche Welt mit leichten Grausen, was wieder in die Chinesen gefahren sei.
Niemand schien sich überdies in China für das zu interessieren, was im Westen vor sich ging. Niemand verriet dem Herrn Mehnert oder anderen Reisenden genug über das Land, dass er sich ein stimmiges Bild hätte machen können. Schon der Ostexperte hatte daher eine komische Angst vor dem, was er den erschreckenden Fleiß der Chinesen nannte.
Das hat sich alles gründlich verändert. Der Fleiß natürlich nicht. Selbst wenn die oft in Turnschuhen und leicht faltigen Hosen herumlaufenden großen Vorsitzenden der chinesischen Volkspartei heimliche Milliardäre sein mögen, stürzt das offenbar in China niemand in das Fieber der Konterrevolution und tut dem rasenden Progress im Reich der Mitte insgesamt keinen wirklichen Abbruch. Funktioniert also, so dürfen wir fragen, der asiatische Weg zum Kommunismus? Die daraus jedenfalls resultierende Energie ist nach wie vor ein bisschen rätselhaft.
Das vorliegende Porträt Dengs, wie es der Maler versucht, will die Zusammenhänge so gut es geht, im Ansatz evozieren.
> E-Mail: claus.hebell@gmx.de